Karpfenangeln im Winter mit Jonas Happle: 3x kalter Karpfen, bitte!

Wenn die Weihnachtszeit beginnt und der erste Schnee fällt, ist die Angelsaison für die meisten von uns gelaufen und unsere Ausrüstung verschwindet gesäubert und sortiert in ihrem Winterquartier. Doch muss das wirklich sein? 

 

Den Schweinehund überwinden 

Gerade im Winter neigen wir Karpfenangler besonders dazu, gemütlich und bequem zu werden. Nicht nur der fehlende Sonnenschein, der teils starke Wind und die eisigen Temperaturen machen es außerhalb der vier Wände wirklich ungemütlich. Vielmehr ist es das fehlende Vertrauen in die winterliche Jahreszeit, die uns vor Netflix, ääääh dem Kamin, sitzen lässt. Es ist einfach viel bequemer, Angelvideos zu schauen und sich auf die kommende Saison zu freuen, als sich selbst hinaus ans Wasser zu quälen. In den vergangenen Jahren hielt mich mein innerer Schweinehund auch zuhause, doch in diesem Winter sollte alles anders laufen! Um mich selbst zu motivieren und mir einen guten Grund für eine Wintersession zu geben, investierte ich einen Teil meines Weihnachtsgeldes in neue Angelausrüstung.

 

Entscheidung abgenommen

Mit der Zustellung meiner Bestellung kam auch die Motivation zurück! Jetzt musste ich nur noch ein Gewässer aussuchen. Die Entscheidung fiel hierbei deutlich leichter als gedacht, schließlich waren fast alle meine Vereinsgewässer zugefroren und ein neues, unbekanntes Gewässer kam bei diesen winterlichen Bedingungen nicht in Frage. Zwei Anrufe später hatte ich die Bestätigung! Das letzte Gewässer war tatsächlich eisfrei - perfekt! Nur wenige Tage später ging es dann auch schon los. Das Ziel: Ein circa 16 ha großer Baggersee mit Tiefen weit über 20 m - ein klassisches Wintergewässer.

 

Guten Freunden gibt man einen Boilie

Im Normalfall verbrauche ich meine Futtervorräte immer bis zur letzten Herbstsession. Das bringt gleich zwei Vorteile, zum einen weiß ich genau, dass ich immer frisches Futter im Haus habe und zum anderen kann ich mir sicher sein, dass ich keine Mäuse durch den Winter füttere. Diesen Winter ging der Plan leider nicht ganz auf. Zum Glück hatte mein Angelbuddy nicht nur Futter übrig, sondern auch Zeit und Lust, mich bei meiner Wintersession zu begleiten. Ausgestattet mit einem Eimer voller 15/20 mm Rambazamba boosted Boilies, einem halben Eimer gemischter Marine Halibut Pellets und 500 ml Rambazamba Minamino Liquid ging es dann los. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Supermarkt war unser Futter komplett - ohne Dosenmais wollten wir unsere Session nicht starten.

 

Da kommt Freude auf

Als wir endlich den eisfreien See erreichten, konnten wir beide unsere Freude nicht mehr zurückhalten. Es kam uns so vor als wäre die letzte Session bereits Monate her. Schneller als erwartet hatten wir das Gröbste aufgebaut und fuhren mit dem Echolot über den See. Als wir nach kurzer Zeit bereits erste größere Sicheln ausmachen konnten, waren wir richtig “on fire”! Heute zeigten uns die Fische genau, wo wir unsere Fallen stellen mussten. Drei gute Autolängen vom Ufer entfernt, am Ende der steil abfallenden Uferkante auf einer Tiefe von guten 12 m, hatten wir uns den Marker gesetzt. An dieser Kante legten wir zwei der vier Montagen gestaffelt ab. Eine weitere Montage fand ihren Platz auf einem Plateau im Freiwasser auf einer Tiefe von 10 m. Die vierte und letzte Montage landete am Ende einer auslaufenden Kieszunge auf guten 12 m.

 

DREI Spots, EIN Futter

Da unsere Futtermengen recht überschaubar waren, wollten wir nicht groß experimentieren. Wir entschieden uns dafür, alle Spots mit einer Futtermischung zu füttern. Die Basis für unseren Mix bildete der Dosenmais. Gerade im kalten und klaren Wasser ist er ein richtiger “Eyecatcher” und sticht im sonst recht dunklen Futter schnell hervor. Zudem ist er mit seiner eigenen Süße superattraktiv für Karpfen! Im zweiten Step zerkleinerten wir die 15/20 mm Zambas. Durch das Crushen der Boilies sollten die Baits noch schneller im kalten Wasser arbeiten und ihre anziehenden Attraktoren direkt freisetzen. Bei den Pellets haben wir uns bewusst für Marine Halibut Pellets entschieden, diese lösen sich unseren Erfahrungen nach extrem schnell auf und hinterlassen eine verführerische Lockwirkung im Wasser. Im Winter setzten wir bevorzugt 4/6 mm Pellets ein, da diese kleinen Pellets die Fische mehr beschäftigen als sättigen, falls sie sich nicht davor schon aufgelöst haben. Bevor wir unseren Mix mit einer Tasse heißem Wasser “aktivieren” und so die Freisetzung der Lockstoffe beschleunigen, kommt noch ein guter Schuss pure Lockwirkung hinzu - Minamino Liquid! Durch die Kombination aus löslichen Pellets, Minamino Liquid und kochendem Wasser haben wir sehr schnell viele flüssige Attraktoren auf unserem Spot, die eine Art "Wolke" bilden und durch Unterströmungen im Gewässer verteilt werden. Für uns war es wichtig, dass die Fische schnell angelockt werden, bedenkenlos fressen, aber keine großen Brocken finden, die sie sättigen. Und genau das sollte unsere Futtermischung machen - soweit waren wir uns sicher!

 

Unauffällig auffällig

Bei den Ködern hatten wir leider eine größere Auswahl als beim Futter, daher dauerte das Aussuchen wieder etwas länger - aber das kennst du bestimmt. Schlussendlich entschieden wir uns dafür, an allen vier Montagen kleine, unauffällige Popz zu fischen. Mit 15 mm Durchmesser und der Farbe “Washed Out Gelb” sind unsere Köder wirklich passend zu unserem Futter mit den gelben Maiskörnchen. Um unsere Hookbaits auf unserem Futterteppich hervorzuheben und etwas auffälliger zu machen, kamen vier gute Spritzer Baitzpray in die PopzDose. Unsere Köder waren also unauffällig und auffällig zugleich! Um unsere Popz perfekt zu präsentieren, nutzten wir kurze Spinner Rigs aus Fluorocarbon. Kurze, starre Rigs mit einem extrem scharfen Haken sollten auch die trägen “Kaltwasserkarpfen” sicher und vor allem schnell haken.

 

Unverhofft kommt dreimal oft

Dass unser Futterkonzept, unsere Köderwahl und unsere Rigs nach Plan funktionierten, signalisierte uns unsere Funke, als wir uns gerade dem gemütlichen Teil des Abends, dem Abendessen, zuwenden wollten. Nach nicht einmal 2h krümmte sich die Rutenspitze meines Freundes in Richtung der steil abfallenden Uferkante. Es lief tatsächlich der Spot, an dem wir vor drei Stunden Karpfen auf dem Echolot sehen konnten. Einfach unfassbar! Nach einem typisch langsamen Drill für diese Jahreszeit hatten wir es tatsächlich geschafft! Der erste Winterkarpfen lag in den Maschen. Voller Euphorie versorgten wir den Fisch und brachten die neu beköderte Rute trotz eisigem Wind und leichtem Regen wieder auf ihren Spot. Und das zahlte sich aus! Bis zum Morgengrauen liefen tatsächlich nochmal zwei Ruten ab. Es lief die Rute, die wir am Ende der auslaufenden Kiesbank abgelegt hatten und die Rute, welche bereits den ersten Fisch gebracht hatte. Wir hatten es tatsächlich geschafft nicht nur einen, sondern gleich drei Winterkarpfen zu fangen! Einfach ein unfassbares Ergebnis, damit hatte keiner von uns gerechnet.Manchmal lohnt es sich, den inneren Schweinehund zu überwinden und ans Wasser zu fahren. Viel zu oft passieren gerade dann unverhoffte Dinge, die für immer in Erinnerung bleiben. 

 

Vielleicht konnte ich dich mit diesem kleinen Einblick motivieren, die Angelsachen nicht den kompletten Winter wegzupacken,sondern den ein oder anderen schönen Tag am Wasser zu nutzen, denn “...nur ein Angler, der auch angeln geht hat die Chance, auch einen Fisch zu fangen!”

 

Zambaaaaa!!!

Euer

Jonas Happle

 

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