Gewichtiges Wiedersehen - von Sebastian Louis

Holpriger Start

Noch bevor die "Corona-Notbremse" in NRW beschlossen wurde, hatte ich schon einige Nächte an verschiedenen Gewässern verbracht. Die ersten Versuche unternahm ich an einem mir gut bekannten ca. 30ha großen Baggersee. Bei eisigen Temperaturen und regelmäßigem Nachtfrost sicherlich nicht die beste Wahl, doch hatte mir dieses Vorgehen in den Jahren zuvor schon den ein oder anderen besseren Fisch früh in der Saison auf die Matte gebracht. Diesmal sollte dem aber nicht so sein. Mir fehlten jedoch ehrlich gesagt auch die Alternativen. Die Flussstrecke, die ich gerne im Frühjahr befischt habe, war aufgrund der ausbleibenden Fänge an den umliegenden Baggerseen nicht nur von mir angesteuert worden. Sich hier mit den ganzen anderen Anglern die Klinke in die Hand zu geben? Für mich eher keine Option, zumal auch dort wenig gefangen wurde.

Reise in die Vergangenheit

Eher zufällig und bedingt durch die vielen anderen Angler an den Baggerseen, landete ich mit meinem Kumpel Jonas in der Abenddämmerung an einem der Gewässer, an dem uns damals als Jugendliche das Kapfenfieber richtig packte. In meiner Funktion als Jugendwart finde ich mich zwar immer noch regelmäßig an dem kleinen Vereinsweiher ein, um die nächste Generation bei den ersten Schritten in dieses wundervolle Hobby zu begleiten, doch bleibt dabei definitiv keine Zeit, die eigenen Ruten ins Rennen zu bringen. Nun saßen wir hier, unter der Woche und ohne andere Angler. Das war wichtig, denn jede zusätzliche Schnur im Wasser verringert die Chance auf Fisch. Das war uns schon damals bewusst. 

Gewässer im Wandel

Das Gewässer hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Weiher wurde vergrößert und eine künstlich angelegte Laichzone geschaffen. Der Hauptkörper behielt jedoch seine Struktur und mit dieser auch die altbewährten Hotspots. Ein großes, mittlerweile fast bis an die Oberfläche ragendes Seerosenfeld wird von den Karpfen als Holding Area genutzt und die Uferkante einer kleinen, ins Gewässer ragenden Landzunge stellte sich als markanter Wegpunkt auf der Zugroute der Karpfen heraus. Das sollte sich auch nach der Auskiesung nicht verändert haben. Daher platzierten wir die Ruten an genau diesen Spots, in die wir in der Vergangenheit am meisten Vertrauen aufgebaut hatten. 

Volle Attraktivität

Wie sagt man immer so schön: "Never change a running system". Dazu gehört auch, dass wir früher mit sehr attraktivem Futter am bzw. im Seerosenfeld kleine Fallen gestellt haben. So auch an diesem Tag. Ein PVA-Bag mit Boiliecrush und Dosenmais sowie ein Spritzer Baitzpray genügen da völlig, um einen Biss der vorsichtigen und stark beangelten Karpfen zu provozieren. Besonders im April ist hier weniger mehr. Wir bestückten je eine Rute mit einer Kette Dosenmais, die andere mit auffälligen Fluo Pop-UpZ und gingen erwartungsvoll in die Nacht.

Doppelschlag 

Es dauerte eine Weile, bis die erste Rute loslief. Jonas fing einen langen, schmalen Schuppi. Definitiv einer der besseren Fische im See. Kurioserweise fehlte dem Fisch eine Brustflosse, dennoch schlug er sich wacker im Drill. Kurz darauf stand auch ich mit krummer Rute am Ufer. Es war schnell klar, dass hier ein richtig guter Fisch am anderen Ende hing. Die Erleichterung war riesig, als die Maschen des Keschers diesen makellosen Schuppenkarpfen umhüllten. Was ein Brett! Das in diesem kleinen Weiher Fische bis zu dieser Größe abwachsen würden, wäre für uns damals utopisch gewesen. 16kg brachte der gut genährte Fisch auf die Waage – der schwerste Fisch im Gewässer. 

Alte Gewohnheiten

Richtig krass! Erst der Vergleich mit den alten Bildern deckte auf, dass wir uns schon kennen. Vor 4 Jahre und mit einigen Kilos weniger auf den Gräten, war dies mein letzter Fang hier. Wie damals bevorzugte er die Maiskette und suchte hierfür den selbigen Spot auf. Zufall? Ich denke nicht. Auf jeden Fall ein gewichtiges Wiedersehen und eine tolle Session! 

Euer Sebastian

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