Stahl und Beton bei Nacht - Sommer 2021?!

Hey Leute, mittlerweile haben wir August und es hat sich viel getan. Auf jeden Fall genug, um unsere Angelei am heimischen Kanal Revue passieren zu lassen. Es begann so in etwa kurz vor der Laichzeit, die so fast Hand in Hand mit dem späten Schleusenstopp einherging. Kurz vor der Laichzeit bedeutet in diesem Fall genau zwei Tage bevor sich plötzlich der komplette Bestand zum Laichen abgeschottet hatte. 

 

Ein verrücktes Wochenende

Wir beschlossen, uns freitags direkt nach der Arbeit am Kanal zu treffen. Location muss immer sein. Also Polbrille, Fernglas etc. raus und Ausschau halten. Gegebenenfalls stellen abfahren oder ablaufen. „Strecke machen“ nennen wir das. Aktivitäten sahen wir schon am ersten Platz mehr als genug. Es sah aus, als wäre hier alles was Flossen hat gebündelt auf der Fläche eines Fußballfeldes. Der erste Biss sollte auch nur 30min auf sich warten lassen. Es schien, als wollten sie nur unsere Popz… Überall rollende Fische, Fressblasen – ja ganze Blasenfelder konnten wir ausmachen. Manchmal – und so auch an diesem Nachmittag – konnten wir teilweise die fressenden Fische zählen. Einfach gigantisch und spannend zugleich!

 

12 Stunden später früh um 5.30 Uhr

Der Schrottplatz donnerte nach wie vor, aber die Bissanzeiger blieben die restliche Nacht stumm. Was war los? Hatte das Laichen begonnen? Mittlerweile war es Abend, wir schon daheim, doch ich wollte nochmal raus. Überlegen musste ich nicht lange, denn in demselben Areal des Vortages hatte ich wieder vermehrt gründelnde und sogar einige rollende Fische ausfindig machen können. Sind die Fische heute auf dem Futter das wir gestern zwar spärlich,  aber großflächig verteilt hatten? Versuch macht klug. Gegen neun trudelte Chris auch noch ein. Eigentlich wollte er einen ruhigen Abend zuhause verbringen, da er den ganzen Tag gearbeitet hatte, aber ich konnte ihn überreden, doch nochmal die Nacht mit rauszukommen. Ich hatte da so ein Gefühl...

 

Schlaf, bitte!

Wir verteilten die Ruten strategisch in dem gesamten Areal, das uns zur Verfügung stand und ohne das eine Rute die andere abschneiden konnte. So brach langsam die kühle Nacht herein, zum Glück ohne das Scheppern und Donnern des angrenzenden Schrottplatzes. Was dann ab 23 Uhr abging, spottete jeglicher Beschreibung und ist immer noch kaum in Worte zu fassen. Wir fingen in dieser Nacht 12 Fische!!! Dabei war aber der kleinste mit 12kg noch die schlanke Ausnahme. Es waren etliche prall gefüllte Enddreißiger bis hin zur magischen 40-Pfund-Marke dabei! Definitiv keine alltägliche Nacht am Kanal! Teilweise bekamen wir direkt nach dem Auswerfen den Lauf, die Rute noch in der Hand. Das Blei schlug nach dem Wurf auf dem Gewässergrund ein und gefühlt im selben Moment feuerte die Rute auch schon wieder los. Wir witzelten im Dunkeln der Nacht herum, ob unsere beigefütterten Solidz überhaupt liegenbleiben, geschweige denn den Gewässergrund erreichen würden... An Schlaf war nicht zu denken und ab ca. 4.30 Uhr ließ ich sogar meine Ruten aus dem Wasser, weil ich einfach viel zu fertig war und dringend wenigstens eine Stunde Schlaf nachholen wollte. Genau zwei Tage nach diesem Spektakel begann die Laichzeit. Es wurde eine „Standard-Laich“, da das Wetter dabei die ganze Zeit konstant blieb, und somit keine Unterbrechung des Liebesspiels zu erwarten war. In dieser Zeit konzentrierten wir uns auf einen Baggersee, der zum stressigen Kanalangeln eine ruhige und willkommene Abwechslung bot. Wir waren heiß darauf, was der Kanal nach der Laich noch alles zu geben hatte.

 

On the move

So in etwa starteten wir nun, nach der Laich, auf einem Spot, den wir letztes Jahr auch schon aufgrund der guten strategischen Lage in Angriff genommen hatten. Stahl, Beton, Autobahn und Ghetto pur... Nach einer Zündung mit ordentlich Mais, Solidz und Rambazamba Liquids lief der Platz bei den ersten Sessions relativ gut an und brachte uns einige Fische bis zur 15kg-Marke. Nach ein paar weiteren Besuchen und mehreren Blanks entschieden wir uns aber, dem Futterplatz vorerst den Rücken zu kehren und wieder ins gewohnte Terrain zurück zu kehren. Instant am Kanal! So wie wir es lieben. Das Wetter machte uns die letzten Wochen die Sache allerdings alles andere als einfach. Trostpflaster war dabei nur, das es in der gesamten Region am Kanal – bis auf einige Ausnahmen – eher zäh lief. Wir wollten noch flexibler und strategischer unsere Herangehensweise verfeinern. Am Kanal gleicht kein Jahr dem anderen. Was du in dem einen Jahr dazu lernst kannst du im nächsten vielleicht schon wieder komplett beiseitelegen. Aus Pop Ups wurden Wafter und aus Solidz oder Base wurden gesoakte Boosted Boilies. So in etwa könnte man den kleinsten Anteil der Veränderungen der Angelei zu dieser Zeit beschreiben... 

 

Wir sind gespannt was kommt. Der Sommer war ohnehin noch nie eine wirklich gute Zeit am Kanal. Wir fischen aber dennoch durch die heiße Zeit und marschieren an den asphaltierten Ufern mit großen Schritten in Richtung Spätsommer und dem geliebten Herbst..

 

An alle: Gutes Durchhalten in der Sommerflaute, tight lines und viele Grüße von den Spundwänden unseres Kanals.

 

Chris und Sascha

 

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  • Fesselnd

    Das erste Mal, dass ich einen Artikel wieder bis zum Schluss lese, weil dieser einfach mit nimmt.
    Sehr gut geschrieben.
    Macht weiter so