Stahl und Beton bei Nacht - Saisonstart 21

Eigentlich wollte ich diesen Blog für das neue Jahr nicht mit demselben Probleme beginnen wie es derzeit überall bekannt ist: Ausgangssperre! Ist es Jammern auf hohem Niveau oder einfach ein Klagen über die aktuelle Zeit und die Geschehnisse die mit der Pandemie einhergehen. Egal wie man es nennen mag, es nervt und macht das Angeln am Kanal nicht gerade einfacher. Von diesem zähen und langen Frühjahr mit teilweise erneuten Wintereinbrüchen und Kälteperioden ganz zu schweigen. Jeder kalte Tag schiebt den Saisonstart am Kanal in weite Ferne. Selbst wenn man hier und da von einzelnen Fängen auf diesem über 60km langen Kanalanschnitt hört, bedeutet das nicht, das es endlich losgehen könnte. Der Kanal ist wie ausgestorben. Seit Ende November wartet man vergebens auf eine Konstante was Fänge, Wetter etc. angeht. 

 

Grüne Hölle

Mühsam ist es einfach in den kalten Monaten hier am Kanal. Der alljährliche Schleusenstopp fiel 2021 recht spät. Eigentlich außergewöhnlich spät. Was bisher immer ab Anfang März stattfindet, sollte dieses Jahr fast einen Monat später stattfinden. Über zwei Wochen keine Schifffahrt und kein Schleusenbetrieb. Die Hoffnungen vorher steigern sich hier in der Region bei vielen Anglern fast schon ins Unermessliche. Eine Fischerei wie an einem See und dazu – wie am Kanal fast üblich – eigentlich doch sehr nahe am Fisch. Klingt echt sehr verlockend, aber genau dieser Stillstand macht den Kanal zu einem echt harten Pflaster. Durch den fehlenden Schleusenbetrieb klart das Wasser extrem auf. Der sonst so trübe und aufgewühlte Kanal verwandelt sich in eine glasklare Perle. Sichttiefe von locker 4 Metern lassen erahnen, das die Karpfen dadurch noch vorsichtiger werden als sie es teilweise ohnehin schon sind. Durch den dieses Mal sehr verspäteten Schleusenstopp und die schlagartig hohen Lufttemperaturen von 20 Grad und mehr ließ die Algenblüte nicht lange auf sich warten. So wurde aus dem glasklaren Kanal binnen einer Woche eine grüne Hölle. Perfekt für die Fische, da sich mit der steigenden Wassertemperatur und dem schnell wuchernden Grün auch viel natürliche Nahrung bildet. Sichere aufgewärmte Wohlfühloase gepaart mit dem eingeschränkten Angeln durch den Lockdown. Die Fische zumindest haben es verdient.

 

Betondiva is back

Gerade in diesem glasklaren Wasser werden Karpfen schnell scheu und das Misstrauen wächst schnell, auch was eingebrachtes Futter oder bunte PopZ angeht. Jetzt haben die sonst so wilden und gierigen Nomaden der Rinne alle Zeit, sich unsere Montagen und Köder stundenlang anzugucken und zu entscheiden, ob es leichte Nahrung oder eine Gefahr darstellen mag. Tagesfänge gab es trotzdem mehr als genug von allen Anglern auf der gesamten Strecke, aber hinter jedem Fisch steckte sehr sehr viel Arbeit. Nochmal ein dickes Petri an alle Fänger an dieser Stelle!! Die hauptsächlich spannende Zeit ist sich meistens die direkt nach dem Schleusenstopp. Viele Angler drehen dem jetzt wieder sehr schwierigen und launischen Kanal den Rücken zu. Jetzt starteten wir mit großen Schritten und immenser Vorfreude in unsere Saison und die damit verbundenen Ziele. Die Pläne sind für diese Saison schon lange geschmiedet und mit der ersten Wasserumwälzung und den ersten Schiffen bekam die Betondiva auch wieder ihr graues, trübes, altbekanntes Gesicht zurück. 

 

Hartnäckig bleiben

Wir starteten nach der ersten Woche Schleusenbetrieb mit einem kleinen, altbekannten, vorbereiteten Platz und einzelnen Instantangriffen auf der Strecke. Bewegung ist hier der Schlüssel. Nichts ist frustrierender, als gerade hier stundenlang oder tagelang etwas auszusitzen was wahrscheinlich nicht einmal passieren wird. Die ersten Erfolge gaben uns recht. Mehrere schöne Fische fanden schnell Gefallen an unseren ausgebrachten Fallen aus einzelnen oder teilweise halbierten Rambazambas und einem Popz am Spinner Rig. Chris schoss den Vogel ab als er an einem Sonntagmorgen spontan auf ein paar Stunden seinem Bauchgefühl folgte und direkt einen sehr heftigen Fisch von über 21kg genau an so einem Hotspot fangen konnte. Dabei startete der Kurzansitz mit zwei Komplettabrissen durch die Muschelbänke oder Geröllfelder und dazu jeder Menge Kraut und Treibgut in der Schnur. An ein normales Angeln war an diesem Tag kaum zu denken. Die Montagen lagen wenn es gut lief maximal 20min am Spot. Schon zermürbend wenn man sich nie sicher sein kann, ob die Montage noch sauber und fangfähig liegt oder alles in einem großen Haufen Kraut und Müll verschwindet…

 

Die Hartnäckigkeit und das Vertrauen hatten sich aber wieder ausgezahlt. An diesem sonnigen, fast schon frühsommerlichen Vormittag staunte Christian jedenfalls nicht schlecht als nach einem harten aber kurzen Fight ein Fisch von 21,5kg vor ihm auf der Matte lag. Besser hätte der Start in die Saison definitiv nicht laufen können! Der Witz war, das an diesem Vormittag und nach diesem Fisch auch kein weiterer Rinnenbewohner mehr beißen wollte. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort 2.0. Die weiteren Sessions vergingen wie im Flug, aber was fehlte war eine Konstante was die Fänge betrifft. Die Bedingungen waren gefühlt nahezu perfekt, aber irgendwie wollte es nicht greifen. Der berühmte Knoten sollte jetzt endlich mal platzen. Klar machte sich der Gedanke breit: „Nachts würden wir sicher richtig abräumen können, wenn doch nur die Ausgangssperre fallen würde“. Wenigstens in der Theorie waren sich alle einig. Es bleibt für uns abzuwarten und weiterhin den Wecker auf 4.15 Uhr zu stellen, damit sich dieser Hustle dann doch mal auszahlen wird. 

 

Wir hoffen bei euch lief der Saisonstart entspannter. In diesem Sinne euch allen einen super erfolgreichen Start in die Saison 2021 und mögen unsere Ziele bald auf unseren Matten liegen.

 

Tight Lines,

Christian und Sascha

 

Tags: Kanalangeln, Blog

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